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Interview mit Frau Prof. Dipl.-Ing. Hafner

03.09.2020

Die Baubranche ist verantwortlich für einen wesentlichen Teil der weltweiten CO2-Emmissionen. Das liegt vor allem an den verwendeten Rohstoffen wie Zement, Beton und Stahl. Hinzu kommen weitere Umweltschäden, etwa durch den hohen Verbrauch von Sand und Kies, die oft in schützenswerten Naturgebieten abgebaut werden.
Nicht-Bauen ist aber auch keine Lösung, denn, gerade in den Großstädten, ist bezahlbarer Wohnraum so knapp wie nie. Wollen wir die Klimaziele trotz des derzeitigen allgemeinen Baubooms erreichen, müssen alternative Konzepte her - Konzepte, wie sie z.B. am Lehrstuhl für Ressourceneffizientes Bauen entwickelt werden.
Der Lehrstuhl wurde 2014 an der Fakultät für Bau- und Umweltingenieurwissenschaften mit der Berufung von Prof.‘in Dr. Ing Annette Hafner etabliert. Mit 7 wissenschaftlichen und 5 studentischen Mitarbeiter*innen ist er nicht einer der größten, aber sicherlich einer der zukunftsträchtigsten Lehrstühle der Fakultät.
Was genau unter dem Begriff Ressourceneffizientes Bauen zu verstehen ist, welche Aspekte dabei besonders im Fokus stehen und welche Schritte unternommen werden müssen, um das Bauen allgemein umweltverträglicher zu machen, erklärt Frau Hafner in diesem Interview.

Was genau ist Ressourceneffizientes Bauen?
Ressourceneffizienz im Bausektor ist zunächst mal der effiziente Einsatz des Baumaterials und der effiziente Einsatz der Energie, die während der recht langen Nutzungsphase eines Gebäudes verbraucht wird, und schließlich ein effizienter Flächenverbrauch. Energieeffizienz in der Nutzungsphase wird für alle Gebäude durch die EnEV oder in Zukunft das Gebäudeenergiegesetz vorgegeben. Die Energie, die in den Baumaterialien steckt, wird oft verallgemeinernd „graue Energie“ genannt. Sie wird bei sich weiter verschärfenden Anforderungen an die Energieeffizienz immer wichtiger. Deshalb rücken die CO2-Emissionen der Baumaterialien in der Erstellungsphase der Gebäude immer stärker in den Fokus. Der Dreiklang „Material – Energie – Flächenverbrauch“ bestimmt die Ressourceneffizienz. Zwischen diesen Parametern sollte man versuchen, ein Optimum zu finden.
Wir am Lehrstuhl haben die potenzielle Auswirkungen von Baumaterialien auf Umwelt / Klima und die Fragestellungen nach Ressourcenschonung im Blick - hauptsächlich also die ökologischen Auswirkungen. Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen sind daran aber sehr oft angelehnt. Allerdings kann eine CO2-Bepreisung oder ähnliche Regelungen die Wirtschaftlichkeitsberechnungen von Gebäuden zukünftig auch verändern.

Was muss sich an aktuellen Bauverfahren grundlegend ändern, um zu mehr Ressourceneffizienz zu kommen?
Die Materialwahl ist bei der Planung der Gebäude zu berücksichtigen, Themen wie Energieinhalt von Materialien müssen schon in den ersten Planungsvorgaben Eingang finden, die Massen an verwendeten Material (und damit auch Fragen der Kreislaufwirtschaft) müssen ins Blickfeld rücken. Für jedes Bauprojekt kann sich hierbei ein anderes Optimum ergeben: Bei endlichen Ressourcen ist Recycling bzw. Kreislaufführung mit zu bedenken. Bei erneuerbaren Ressourcen – eine effiziente und Bauaufgaben angepasste Verwendung der Baustoffe. Das Thema Rückbaukonzepte und Weiterverwendung muss schon in der Planungsphase Einzug erhalten.

Welcher ist Ihrer Meinung nach der nachhaltigste, zukunftsträchtigste Baustoff?
Es gibt nicht den einen nachhaltigen Baustoff! Jede Bauaufgabe kann eine andere Zusammensetzung von Materialien und Konstruktionen bedingen, die für die jeweilige Aufgabe das Optimum darstellen. Wichtig ist, sich zu Beginn der Planung darüber Gedanken zu machen und die Fachkompetenz in die Planung einzubringen und umzusetzen. Grundsätzlich kann Holz als erneuerbare Ressource hier eine große Rolle spielen. Denn der vermehrte Einsatz von Holz und Holzwerkstoffen kann dazu beitragen, die Treibhausgasemissionen des Bausektors langfristig zu senken. Dazu gehört zunächst die Reduktion der CO2-Emissionen und die Bildung eines Kohlenstoffspeichers, also des Entzugs von CO2 aus der Atmosphäre. Allgemeines hierzu findet sich in dem Podcast.

Welche Rolle spielt die zunehmende Digitalisierung des Bauwesens im Hinblick auf die Ressourceneffizienz?
Die Digitalisierung kann die Erfassung von Materialmassen erleichtern und auch daraus resultierende Quantifizierungen von Klimaschutzleistungen. Aber Digitalisierung selbst ist ein Hilfsmittel, um die Themen rund um Klimaschutz und Ressourceneffizienz im Bauwesen voranzubringen und nicht die Lösung.

Weiterführende Informationen, Pressestimmen und aktuelle Forschungsprojekte finden sich auf den Seiten des Lehrstuhls.

Die Baubranche ist verantwortlich für einen wesentlichen Teil der weltweiten CO2-Emmissionen. Das liegt vor allem an den verwendeten Rohstoffen wie Zement, Beton und Stahl. Hinzu kommen weitere Umweltschäden, etwa durch den hohen Verbrauch von Sand und Kies, die oft in schützenswerten Naturgebieten abgebaut werden.
Nicht-Bauen ist aber auch keine Lösung, denn, gerade in den Großstädten, ist bezahlbarer Wohnraum so knapp wie nie. Wollen wir die Klimaziele trotz des derzeitigen allgemeinen Baubooms erreichen, müssen alternative Konzepte her - Konzepte, wie sie z.B. am Lehrstuhl für Ressourceneffizientes Bauen entwickelt werden.
Der Lehrstuhl wurde 2014 an der Fakultät für Bau- und Umweltingenieurwissenschaften mit der Berufung von Prof.‘in Dr. Ing Annette Hafner etabliert. Mit 7 wissenschaftlichen und 5 studentischen Mitarbeiter*innen ist er nicht einer der größten, aber sicherlich einer der zukunftsträchtigsten Lehrstühle der Fakultät.
Was genau unter dem Begriff Ressourceneffizientes Bauen zu verstehen ist, welche Aspekte dabei besonders im Fokus stehen und welche Schritte unternommen werden müssen, um das Bauen allgemein umweltverträglicher zu machen, erklärt Frau Hafner in diesem Interview.

Was genau ist Ressourceneffizientes Bauen?
Ressourceneffizienz im Bausektor ist zunächst mal der effiziente Einsatz des Baumaterials und der effiziente Einsatz der Energie, die während der recht langen Nutzungsphase eines Gebäudes verbraucht wird, und schließlich ein effizienter Flächenverbrauch. Energieeffizienz in der Nutzungsphase wird für alle Gebäude durch die EnEV oder in Zukunft das Gebäudeenergiegesetz vorgegeben. Die Energie, die in den Baumaterialien steckt, wird oft verallgemeinernd „graue Energie“ genannt. Sie wird bei sich weiter verschärfenden Anforderungen an die Energieeffizienz immer wichtiger. Deshalb rücken die CO2-Emissionen der Baumaterialien in der Erstellungsphase der Gebäude immer stärker in den Fokus. Der Dreiklang „Material – Energie – Flächenverbrauch“ bestimmt die Ressourceneffizienz. Zwischen diesen Parametern sollte man versuchen, ein Optimum zu finden.
Wir am Lehrstuhl haben die potenzielle Auswirkungen von Baumaterialien auf Umwelt / Klima und die Fragestellungen nach Ressourcenschonung im Blick - hauptsächlich also die ökologischen Auswirkungen. Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen sind daran aber sehr oft angelehnt. Allerdings kann eine CO2-Bepreisung oder ähnliche Regelungen die Wirtschaftlichkeitsberechnungen von Gebäuden zukünftig auch verändern.

Was muss sich an aktuellen Bauverfahren grundlegend ändern, um zu mehr Ressourceneffizienz zu kommen?
Die Materialwahl ist bei der Planung der Gebäude zu berücksichtigen, Themen wie Energieinhalt von Materialien müssen schon in den ersten Planungsvorgaben Eingang finden, die Massen an verwendeten Material (und damit auch Fragen der Kreislaufwirtschaft) müssen ins Blickfeld rücken. Für jedes Bauprojekt kann sich hierbei ein anderes Optimum ergeben: Bei endlichen Ressourcen ist Recycling bzw. Kreislaufführung mit zu bedenken. Bei erneuerbaren Ressourcen – eine effiziente und Bauaufgaben angepasste Verwendung der Baustoffe. Das Thema Rückbaukonzepte und Weiterverwendung muss schon in der Planungsphase Einzug erhalten.

Welcher ist Ihrer Meinung nach der nachhaltigste, zukunftsträchtigste Baustoff?
Es gibt nicht den einen nachhaltigen Baustoff! Jede Bauaufgabe kann eine andere Zusammensetzung von Materialien und Konstruktionen bedingen, die für die jeweilige Aufgabe das Optimum darstellen. Wichtig ist, sich zu Beginn der Planung darüber Gedanken zu machen und die Fachkompetenz in die Planung einzubringen und umzusetzen. Grundsätzlich kann Holz als erneuerbare Ressource hier eine große Rolle spielen. Denn der vermehrte Einsatz von Holz und Holzwerkstoffen kann dazu beitragen, die Treibhausgasemissionen des Bausektors langfristig zu senken. Dazu gehört zunächst die Reduktion der CO2-Emissionen und die Bildung eines Kohlenstoffspeichers, also des Entzugs von CO2 aus der Atmosphäre. Allgemeines hierzu findet sich in dem Podcast.

Welche Rolle spielt die zunehmende Digitalisierung des Bauwesens im Hinblick auf die Ressourceneffizienz?
Die Digitalisierung kann die Erfassung von Materialmassen erleichtern und auch daraus resultierende Quantifizierungen von Klimaschutzleistungen. Aber Digitalisierung selbst ist ein Hilfsmittel, um die Themen rund um Klimaschutz und Ressourceneffizienz im Bauwesen voranzubringen und nicht die Lösung.

Weiterführende Informationen, Pressestimmen und aktuelle Forschungsprojekte finden sich auf den Seiten des Lehrstuhls.